Traumen

Wir werden mehr oder weniger schon von Beginn unseres Lebens, viele auch schon vorgeburtlich traumatisiert.  Ich habe einmal in einem englischsprachigen Artikel gelesen (leider erinnere ich mich nicht mehr an die Quelle, da es schon über 20 Jahre her ist) , dass man davon ausgeht, dass 70% der zivilisierten Menschen schon vorgeburtlich traumatisiert werden. Die meisten Frauen in unserer Gesellschaft sind in den ersten drei Monaten, manchmal noch länger, im Zweifel, ob sie überhaupt ein Kind möchten und schon das, kann das Ungeborene traumatisieren. Dies hängt vor allem damit zusammen, weil wir a) in einer kinderfeindlichen Welt leben, b) viele junge Mütter ihren Lebensstil nicht aufgeben wollen und c) durch Beziehungsschwierigkeiten.  Dieses Phänomen gibt es nicht bei Naturvölkern.

Wir sind eine traumatisierte Gesellschaft und das ungefähr ab dem Zeitpunkt, als der Mensch nicht mehr seinen Ursprung lebte und auch nicht mehr ursprünglich entband. Nach meinen Recherchen waren es die monotheistischen Religionen, die Frauen dazu bewegten, dem Neugeborenen nicht mehr seine Urbedürfnisse zu erfüllen und ihnen erklärten, Säuglinge und Kinder müssten erzogen werden. So entzog man mit dem vermeintlichen Fortschritt und durch die von Jahrhundert zu Jahrhundert andauernde Entfremdung von der Natur, auch die Erfüllung der Urbedürfnisse.  Seit der Mann sich aus der Ganzheit abgespalten hat, hat er Frauen missbraucht und sie vergewaltigt und das auch in Schwangerschaften. So hat er natürlich nicht nur die Frau traumatisiert, sondern ebenso das Ungeborene.  Vor der Abspaltung, als der Mann sich noch mit der Frau als Einheit begriff, tat er das sicher nicht, denn was man in einer Einheit einem anderen antut, tut man sich selbst an, das wussten die frühen Menschen instinktiv, dazu mussten sie keine Bücher lesen und dieses Gesetz, das trotz der Abspaltung immer noch gilt, haben sie bis heute verdrängt. Die Entwicklung der oben genannten Religionen führten immer stärker zu Abspaltungen und Trennung.  Wie ich schon in anderen Artikeln schrieb, leben wir seit dieser Abspaltung in einem dualen Weltbild und sind so die einzige Spezies, ausgenommen die Naturvölker, die ein falsches Weltbild leben.  Die Frage ist natürlich ob sich die Männer der heutigen Naturvölker, damals nicht auch abspalteten? Doch, das denke ich schon, aber diese Völker haben wieder ganz oder teilweise zur Einheit zurückgefunden. Teilweise deshalb, da es auch viele Naturvölker gibt, die sich mit anderen Stämmen bekriegen, aber ansonsten leben sie ihren Ursprung.

Die Traumata sind also Symptome der unerfüllten Urbedürfnisse und das aus der Einheit gerissene Leben. Überlegt einmal, wie verwirrt ein Neugeborenes und Kleinkind sein muss, wenn es geboren wird und seine ureigenen Bedürfnisse nicht gestillt werden. Schon mit der unnatürlichen Geburt, was Mütter im Bestreben nach Sicherheit und der angeblichen Liebe zu ihrem Kind rechtfertigen, beginnt das erste große Trauma.  Man müsste den Müttern heute einmal erklären, dass es keine Sicherheit im Leben gibt bzw. dass es nur zwei Sicherheiten gibt, nämlich die Geburt und den Tod. Ein Mensch bahnt sich mit Sicherheit immer den Weg auf die Welt und mit Sicherheit stirbt er auch. Dazwischen lebt er ein Leben, das er meint kontrollieren zu können, was er aber nicht kann. Sicherheit ist eine Illusion und hat einen ökonomischen Hintergrund.

Traumatische Symptome entwickeln immer noch mehr neue Symptome, es entsteht ein langer „Rattenschwanz“ und deshalb leben wir auch in einer Sucht – und in einer gewalttätigen Gesellschaft. Wenn nun diese Traumen nicht bearbeitet werden, dann staut sich der Schmerz während der ganzen Lebensjahre so stark an, dass es nicht mehr zum aushalten ist und bricht aus. Dies ist nun bei jedem Menschen verschieden. Die einen bekommen Krankheiten, andere werden gewalttätig und morden, wieder andere töten sich selbst und manchmal ist es auch eine Mischung von all dem.  Deshalb ist es sehr wichtig, sich seiner Traumata bewusst zu werden, damit sie bearbeitet werden können, was  je nachdem wie stark die Traumen sind, ein ganzes Leben dauern kann. Leider sind sich die meisten Menschen überhaupt nicht ihrer Traumata bewusst, oder sie leugnen sie, weil ihr Unterbewusstsein sie vor dem Schmerz schützen möchte. Das Kind verdrängt alles ins Unterbewusstsein, weil es so schmerzhaft ist, dass es, hätte es das Ereignis nicht verdrängt, gestorben wäre. Es ist der Selbsterhaltungstrieb, der das Kind überleben lässt, indem es den Verdrängungsmechanismus aktiviert.

Wenn ich heute Mütter sagen höre, dass es ihren Kindern schon nicht schadet, sie in einer Klinik zu gebären, sie in ein Bettchen zu verbannen, sie nicht gestillt werden, sie fremdbetreut werden usw, weil das auch ihr nicht geschadet hätte, dann werde ich hellhörig. Gerade diese Frauen sind auf das Tiefste traumatisiert, sie haben es aber gut verdrängt und halten es meist mit einer oder mehreren Süchten unterdrückt. Jede Sucht, muss man wissen, ist der „Deckel“ auf den verdrängten Anteilen. Sucht, kommt von suchen, was man als Suche nach den verdrängten Anteilen im Unterbewusstsein, übersetzen könnte.

Die Ureinwohner Australiens, sagen, dass bis jetzt so viel Leid auf der Welt  geschehen ist, dass Generationen über Generationen traumatisiert sind. Denn Traumata werden sogar über die Gene weitergegeben. Die Hindus glauben an das Karma, das uns ebenfalls einholt und wir uns bewusst entscheiden geboren zu werden, um uns von unserem negativen Karma zu befreien.  Durch die Wiedergeburt, bekommen wir die Möglichkeit für das, was wir in einem vorherigen Leben getan haben, zu „bezahlen“. In der Natur gibt es nichts „kostenlos“, die Rechnung wird immer geliefert (das Prinzip von Ursache und Wirkung), nur haben wir es nicht in der Hand, wann das sein wird. Deshalb könnte man jetzt sagen, unsere Traumen, sind alles Rechnungen, die wir in diesem Leben zu bezahlen haben. Natürlich ist es schwer das nachzuvollziehen, denn wir wissen nichts oder nur bruchstückhaft durch Träume und Rückführungen, was in anderen Leben geschehen ist. Unsere Seele stirbt nicht und sie ist es, die den Impuls gibt, in ein neues Leben materialisiert zu werden, um anhand von Lektionen zu lernen und nicht wieder die gleichen Fehler zu machen, für die wir nun „bezahlen“ müssen.

Auch ich habe zur Zeit wieder mit meinen Traumen zu kämpfen , obwohl ich schon über 20 Jahre immer wieder in Therapie war und selbst an mir arbeite. Mir wurden nicht nur vorgeburtlich und als Säugling und Kleinkind Traumen zugefügt, sondern ich wurde auch emotional und  sexuell missbraucht und mein komplettes Leben ist dadurch versaut. Mit zehn Jahren wollte ich mich das erste Mal selbst töten und dann immer und immer wieder, weil die (seelischen)Schmerzen oft so stark sind, dass ich meine daran zu zerbrechen. Es gibt Menschen, die kommen gut mit ihren Traumata zurecht oder können sie mit ihren Süchten gut verdrängen, aber irgendwann werden sie davon eingeholt und dann gibt es Menschen wie mich, die vom Leben ständig darauf gestoßen werden, um sie zu bearbeiten. Ich kann euch sagen, dass ich manchmal so müde bin und  kaum noch Kraft habe, mich damit auseinanderzusetzen, aber ich bin mir sicher, dass es „Rechnungen“ sind, die ich jetzt bezahlen muss und Lektionen, die ich lernen muss.

Ich schreibe das hier so offen, damit jeder sieht, dass wir alle traumatisiert sind und es unsere Aufgabe ist, diese Traumata aus dem Unterbewusstsein heraufzubefördern, um sie bearbeiten zu können und vor allem, damit wir unseren Kindern ihre Urbedürfnisse erfüllen, damit wenigstens sie nur noch ihre Traumen aus anderen Leben zu bearbeiten haben. Wir wissen nicht, ob das Kind das wir gebären, zu uns kommt, um uns etwas zu lehren  und/oder um selbst Lektionen zu lernen. Es gibt viele Eltern, die ein Kind direkt nach der Geburt verlieren und hier kann ich die Eltern nur bitten, es als Lektion zu sehen, die das Kind ihnen gebracht hat. Vielleicht müssen sie lernen loszulassen? Jeder kennt die Botschaft, die tief im Inneren vergraben ist und die man unbedingt suchen sollte.

Wir haben also alle, so viel mit uns selbst zu tun, dass es wahrlich besser wäre, die Menschen würden sich mit sich beschäftigen und ihre Traumen herausfinden und sie zu heilen versuchen, als sich ständig auf andere Menschen zu konzentrieren.  Schreibt doch einfach eure Schmerzen auf, anstatt sie an anderen abzuarbeiten! Seelische Schmerzen können oft schlimmer sein, als körperliche, aber wir müssen durch den Schmerz durch, wenn wir heilen wollen und das manchmal ein Leben lang immer und immer wieder!

Können wir uns nicht gegenseitig unterstützen und liebevoll miteinander umgehen und im anderen einen Menschen erkennen, der ebenso traumatisiert ist?

©Jutta Velten

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