Sinnkrise 2.0

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  • Beitrag veröffentlicht:14. September 2019
  • Beitrags-Kategorie:Allgemein

Schon öfter steckte ich in einer Sinnkrise und meist dann, wenn ich mich zu sehr einlasse – einlasse auf die politische Lage, auf Friedens/Krieg Fragen, auf Fragen, was gerade um und mit uns geschieht usw. und zuletzt auf das Einlassen von Menschen denen ich begegne.

Diese zwischenmenschlichen Beziehungen gepaart mit dem Chaos in der Menschenwelt, stürzen mich immer wieder in tiefe Krisen und ich frage mich dann wieder und wieder, warum sollte ich das weiter mit machen wollen? Was gibt es denn in unserer Menschenwelt, was Sinn ergibt, wenn es nicht die liebevollen Beziehungen zu anderen Menschen sind, die einen im/am Leben halten? „Nur die Liebe zählt“, mag wohl ein abgedroschener Slogan sein, aber ist es in Wahrheit nicht so? Ist die Liebe zu anderen Menschen und Lebewesen, nicht das Einzige was Sinn ergibt? Ich weiß, das Wort „Liebe“ ist schon dermaßen abgedroschen und missbraucht worden, dass die meisten ja auch gar nicht mehr wissen, was sie ist. Liebe ist zu einem Handel und einem Konsumgut geworden. Dabei ist Liebe nicht verkäuflich! Was wir meist Liebe nennen ist Sex und hat mit Liebe gar nichts zu tun. Ja, wenn man sich liebt, hat man auch Sex, aber wir lieben auch Menschen mit denen wir (hoffentlich!) keinen Sex haben. Auch der Sex wird missbraucht, indem er ebenso, wie die Liebe zum Konsumgut geworden ist, aber ich bleibe dabei, dass es die Liebe ist, die allem einen Sinn gibt. „Das Leben ist schön“ stimmt deshalb nur dann, wenn die bedingungslose Liebe existiert. Ansonsten ist der Satz völliger Blödsinn, denn nichts ist schön, an diesem Menschenleben! Wenn ich jetzt meine Mitmenschen fragen würde, was sie am Leben schön finden, kommen doch meist Konsumantworten. Das ist es was die Menschen schön finden. „Das Leben ist schön“, sagen auch meist nur jene, die genügend Geld zum Leben haben und sich das kaufen können, was sie als schön empfinden. In Wahrheit ist das Leben grausam, ungerecht und ein immerwährender Kampf und wir laden uns täglich ziemlich Vieles auf unser Gewissen, das wir im Grunde überhaupt nicht verantworten können. Nur die Liebe zu unseren Mitmenschen ist es, die uns Sinn gibt, die uns am Leben hält.

Wenn man also nach dem Sinn im Leben fragt, dann muss man auch fragen, was denn Liebe ist?

Es ist Liebe, wenn Menschen füreinander da sind. „In guten wie in schlechten Zeiten…“sollte nicht nur bei der Eheschließung seine Gültigkeit haben, sondern in der Beziehung zu jedem Menschen. Es ist die reinste Form von Liebe, wenn sich Menschen gegenseitig unterstützen, sich motivieren, ein gemeinsames Ziel haben usw. Hier ist es auch nicht wichtig, welche Hautfarbe, Größe, Aussehen, Behinderung, psychische Störungen usw. ein Mensch hat, denn es zählt nur das, was er ausstrahlt, was er tut. Leider geht es in dieser Menschenwelt immer nur um Geld, so ist die Liebe ein Handel geworden. „Wenn ich das für dich tue, dann will ich etwas von dir.“ Ob es Geld ist, was der andere erwartet oder andere Erwartungen stellt, kommt immer aufs Gleiche raus.

Das ist es, was mich immer wieder in Sinnkrisen stürzt, da ich mich nach einem menschlichen Miteinander sehne, einem Austausch, ohne Erwartungen zu stellen oder den Stress zu haben, Erwartungen erfüllen zu müssen. Und natürlich auch alles was wir Menschen im Laufe der menschlichen Evolution angerichtet haben und anrichten. Heute sind unsere Gewissen so schwer beladen, weil wir die Last von mehreren Generationen (sieben sind es, so sagt man) mit uns herumschleppen und wir laden uns ständig Neues auf. Das kann nicht der Sinn des Lebens sein!

Wir sollten dringend erkennen, dass wir alle und mit allem verbunden sind. Das ist jetzt kein esoterisches Geschwätz und auch kein Kalenderspruch, sondern einfach Fakt. „Du und ich sind EINS – ich kann dir nicht weh tun, ohne mich selbst zu verletzen.“ * Mahatma Gandhi. Solange wir uns aber getrennt voneinander wahrnehmen, werden wir keine wirkliche Liebe empfinden können. Und wo keine Liebe, da auch kein Sinn im Leben. So einfach ist das. Man muss deshalb nicht jedem um den Hals fallen, aber man sollte andere Menschen respektieren und niemanden verurteilen. Alles was wir verurteilen, ist Teil von uns selbst (verur-TEILEN) ich habe auch meine Probleme damit, aber ich übe es immer und immer wieder. Wir sind so aufgewachsen und müssen uns erst einmal umprogrammieren. An manchen Tagen, wird mir das aber alles zu viel und die Sinnkrise packt mich. Dann denke ich darüber nach, was ich wohl dieser Menschheit noch geben kann und ob die das überhaupt wollen? Wollen die Frauen ihr weibliches Prinzip finden oder wollen sie weiter ein ihnen artfremdes Prinzip leben und mit ansehen, wie ihre Kinder und Kindeskinder langsam seelisch zu Grunde gehen? Sind die Frauen bereit, sich uraltes Wissen anzueignen, sind sie bereit durch einen schmerzhaften Prozess zu gehen? Leider ist meine Antwort dann immer, nein sie sind nicht bereit, oder nur ganz wenige. Also, welchen Sinn hat dann mein ganzes Geschreibsel?

Im Moment tröste ich mich damit, dass ich vielleicht noch Enkelkinder habe, die das was ihre Oma einmal geschrieben hat, verstehen und umsetzen können. Obwohl ich eigentlich meinen Kinder eher abraten würde, Kinder zu bekommen, aber das habe ich nicht in der Hand. Ob ich meine Enkelkinder in diesem Leben noch erleben werde, ist auch fraglich, aber dann habe ich ihnen wenigstens etwas hinterlassen, was mir wichtig erscheint.

In diesem Sinne …

©Jutta Velten