Sexueller Missbrauch

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  • Beitrag veröffentlicht:16. November 2019
  • Beitrags-Kategorie:Allgemein

Dieses Thema ist nicht so populär und wird lieber verdrängt, aber ich als Missbrauchsopfer schreibe darüber, um einerseits anderen Frauen die Ähnliches erlebt haben zu zeigen, dass sie nicht alleine sind und andererseits um meine Mitmenschen dafür zu sensibilisieren.

Überall in den Medien hört man immer wieder von sexuellem Missbrauch durch Menschen wie kürzlich Jeffrey Ebstein, Prinz Andrew, Bill Clinton, katholische Priester etc, aber es wird immer nur kurz erwähnt und dann wieder in die hinterste Ecke des Bewusstseins verbannt, bei den Massenmedien, wie auch bei der Bevölkerung. Es interessiert keinen! Auch nicht, dass ein Prinz des englischen Königshauses und ein ehemaliger amerikanischer President sexuell übergriffig wurden. Im Mainstream hört man (angeblich, ich weiß es nicht) nichts darüber, nur die alternativen Medien und hier vor allem Shaun Attwood (englisch sprachig) berichtet sehr viel darüber. Der Mainstream schweigt das Thema tot, bis es die Bevölkerung wieder vergessen hat. Aber es werden und wurden täglich weltweit immer und immer wieder Mädchen (auch Jungs, aber nicht so häufig) sexuell missbraucht und das vor allem meist von Familienmitgliedern. Nichts wird so wenig beachtet bzw. verdrängt, wie dieses Verbrechen. Den Kirchenvertretern verzeiht man ja eh alles, die dürfen schon seit Jahrhunderten morden, foltern und missbrauchen und trotzdem gibt es noch gläubige Frauen (Männer), die dieser Kirche treu sind! Prominente dürfen auch alles, da die das nötige Kleingeld haben, um jene beseitigen zu lassen die den Mund aufmachen und die sich die Presse kaufen können. In den Familien wird es totgeschwiegen, weil es unbequem ist, wenn man so einen Schandfleck in der Familie hat, man weiß nicht, wie man mit Frauen umgeht, die ständig von den Bildern ihres Missbrauchs heimgesucht werden, die verzweifelt sind, weil man keine Liebesbeziehungen eingehen kann, weil man „Flashbacks“ hat, wenn man Gerüche in die Nase bekommt, die man von seinem Peiniger kennt, wenn man oft weint, weil das ganze Leben durch diesen Missbrauch versaut wurde und viel zu wenig Hilfe bekommt usw. Man hat das Gefühl, wenn man betroffen ist und endlich darüber sprechen kann, dann wird man wie eine Aussätzige behandelt und das vor allem in der eigenen Familie (Geschwister, eigene Kinder) , aber auch in der Gesellschaft, dabei ist das Reden darüber gerade mit den Menschen in der Familie wichtig . Es hat den Anschein, dass es nicht erwünscht ist, darüber zu sprechen, es wäre angenehmer, wenn man es weiterhin totschweigt und es lieber wieder verdrängt. Frauen, die sich weiterentwickeln, die ihre Verdrängungen anschauen und sie bearbeiten (meist in der Menopause) sollen lieber ruhig gestellt werden, sie sollen Antidepressiva nehmen und Hormone schlucken, damit sie wieder „normal“ funktionieren. Man wird als Frau die sich gerade selbstverwirklicht hingestellt und die nicht das Recht dazu hat, obwohl das mit Selbstverwirklichung nichts tun hat! Man wird als depressiv bezeichnet, weil man oft verzweifelt ist und weil es keinen Platz für jemanden mit Traumata in dieser Gesellschaft gibt und sie sich deshalb überlegen, ob sie dieses Leben vielleicht besser beenden sollten (das darf man aber nicht so laut sagen, sonst findet man sich in der Psychiatrie wieder) . Das sind aber keine Depressionen, sondern ganz einfach die Realität, mit der die Umwelt dieser Frauen nichts zu tun haben wollen und die deshalb sehr belastend ist. Es ist die Ohnmacht, mit der man ständig konfrontiert wird, weil man überall suggeriert bekommt, besser den Mund zu halten und das leidige Thema weiter zu verdrängen. Die „UnterdenTeppichkehrmethode“ haben wir sehr gut drauf in Deutschland. „Entschuldigung, wenn ich jemanden mit meiner Geschichte belästige“, das müsste man ständig sagen.

Es gibt Tage und Nächte, da gehe ich durch die Hölle und es ist keiner da, der zuhört, der einen einfach nur mal in den Arm nimmt und tröstet. Wenn ich nicht meine Kunst, mein schreiben und dichten hätte, die mich zur Zeit am Leben halten, dann hätte ich wahrscheinlich schon aufgegeben. Wenn das Krankengeld (zum zweiten Mal in meinem Leben) ausläuft und die vom Amt nicht wissen, was sie mit einem machen sollen, da man eben nicht so funktioniert wie die Masse, geht es einem ziemlich beschissen. Sie verstehen nicht, wenn man eine Umschulung möchte, wo man sich sicher sein kann, dass dieser Beruf einem gut tun würde, nein ,lieber stecken sie einen in eine Reha, die nichts bringt und danach dann soll man Erwerbsminderungsrente beantragen, damit sie einen vom Hals haben. Aber wenn man eine Rente von 800€ bekommt, dann möchte man eigentlich gerne wieder seinen Unterhalt selbst verdienen, was einem aber verwehrt wird, weil man nicht zu dem Beruf umgeschult wird, der einen in der Verarbeitung des Traumas unterstützen würde (denn so ein Trauma hat man sein Leben lang, das geht nicht durch eine Reha weg) bzw. wenn man in der Erwerbsminderung steckt darf man sich etwas dazu verdienen, was dann aber wieder die Rente schmälert ( so weit ich informiert bin. Wenn es anders sein sollte, wäre ich für Informationen dankbar).

Wenn man also durch das Trauma in der Kindheit, ein kaputtes Leben hat, wird man dafür noch bestraft. Verständnis gibt es nicht! Frauen die Gefühle zu lassen, die ihre Kindheit versuchen aufzuarbeiten, sind nicht funktionsfähig und werden eben wie alte Menschen abgeschoben. Am besten wäre, man könnte sie einfach wegsperren, wo man nicht mit ihnen konfrontiert wird.

Das ist die nackte Realität in Deutschland und es ist sehr traurig. In unserem Land zählen nur Menschen, die funktionieren und arbeiten gehen, alle anderen würde man am liebsten gleich verbuddeln aber vorher will natürlich die Pharmaindustrie auch noch was von den „Nichtmehrfunktionierenden“ haben. Man verschwendet Geld mit Reha Maßnahmen, anstatt mal die Bedürfnisse und die jeweiligen Geschichten der Menschen zu beachten. Ich arbeite täglich oft mehr wie 8 Stunden, bekomme dafür aber keinen Cent, weil meine Arbeit mir gut tut und mich bei meiner Heilung unterstützt. Arbeit darf nicht gut tun! Wo kämen wir denn hin, wenn Arbeit auch noch gut tun würde? Ich würde mal behaupten, dann gäbe es viel weniger Kranke und vielmehr glückliche Menschen.

In diesem Sinne…..

©Jutta Velten