Initiationsriten wie sie einmal gedacht waren, sind fast verschwunden. Heute sind sogenannte Initiationsriten „Aufnahmeprüfungen“ beim Eintritt in bestimmte Organisationen. Initiationsriten waren einmal dazu gedacht um das Mädchen und den Jungen aus der Kindheit ins Erwachsenenleben zu entlassen. Dieses Ritual ist in der „zivilisierten“ Welt gänzlich abhanden gekommen, dabei sind diese Rituale sehr wichtig für den jungen Erwachsenen.
Gerade in der heutigen Zeit, wo Kinder in der Pubertät völlig allein gelassen werden, haben Initiationsriten nochmal einen ganz besonderen Stellenwert, denn hier wird ein junger Mensch ernst genommen, man sieht ihn mit seinen Problemen. Und gerade auch in dieser Zeit kann man gut beobachten, wie Mädchen und Jungs sich völlig anders entwickeln. Sie brauchen jetzt Erwachsene an ihrer Seite, die ihnen nicht erklären, dass das Geschlecht keine Rolle spielt, sondern die sie mit ihrem Geschlecht sehen und auch den Unterschied. So brauchen Mädchen in dieser Zeit verständnisvolle und reife Mütter bzw. Frauen, die ihnen nicht die Weiblichkeit madig machen, sondern die sie mit ihr feiern. Ebene so brauchen Jungs in dieser Zeit einen Mentor, einen reifen Vater, oder andere erwachsene Männer, die ihm zeigen, was einen Mann ausmacht. Es gibt ein sehr schönes Buch von Steve Biddulph „Männer auf der Suche“ (schon einige Jahre alt, aber immer noch aktuell, da dieses Thema immer aktuell ist) , das ich jedem Mann hiermit ans Herz legen möchte.
Wenn nun junge Menschen, durch die Medien und durch falsche Lehren, etwas anderes hören, als sie fühlen, werden sie verwirrt. Das fängt ja heute leider schon im Kindergarten an, nämlich dass man Jungs sagt, sie sollen auch mit Puppen spielen, obwohl sie lieber kämpfen würden und man Mädchen dazu anhält zu kämpfen, anstatt mit Puppen zu spielen. Kinder spielen normalerweise geschlechtsspezifisch und das nicht, weil man es ihnen beibringt, sondern weil es ihnen ihr Instinkt sagt. Wenn man Kinder nun aus dem natürlichen Zustand reißt und in Rollen presst, verlieren sie ihren letzten Halt. Zuerst ist der Halt durch die Eltern abhanden gekommen, weil die meisten Eltern selbst noch keine reifen Erwachsenen und völlig überfordert mit ihren pubertierenden Kindern sind und dann lässt man sie in der Schule mit ihren Problemen alleine und fordert von ihnen, dass sie sich anpassen und funktionieren. Die ganzen Pädagogen müssten eigentlich wissen, dass in der Pubertät keiner funktionieren kann, geschweige denn fähig ist sich anzupassen. Zudem soll er jetzt auch noch in irgendwelche Rollen schlüpfen und diese dann leben. Man bringt so den jungen Menschen dazu sich Masken aufzusetzen und Rollen zu spielen, die er aber erst einmal lernen muss, denn sein Inneres strebt einen natürlichen Zustand an. Er ist also zwiegespalten und das wirkt sich auf alle Bereiche seines Lebens aus. Die einen nehmen vor lauter Frust alle Art von Drogen, weil sie sich nicht in Formen pressen lassen wollen, andere werden einfach und mehrfach süchtig, wieder andere meinen sie müssen das nachmachen, was ihnen die Medien täglich zeigen, das geht dann von Homosexualität, Transsexualität über Pornographie und jede Art von Verbrechen bis hin zum Krieg spielen. Auch beim Umgang mit den Medien werden die meisten alleine gelassen. Die Hyperaktiven werden mit Medikamenten ruhig gestellt und die Hochsensiblen, bringen sich meist selbst um, manche auf Raten andere tun es sofort.
Es sollten für jeden Jugendlichen, Mentoren bereitstehen (wenn die Eltern diese Arbeit nicht leisten können, weil sie selbst noch in der Pubertät stecken. Die meisten Erwachsenen heute sind über die Pubertät noch nicht hinausgekommen) die diese jungen Menschen auffangen mit ihnen Initiationsriten durchführen, mit ihnen ihr jeweiliges Geschlecht feiern, sie anhören, sie unterstützen, ihnen all das geben, das ihre Eltern versäumt haben und sie solange begleiten, wie sie es brauchen.
Für junge Frauen gibt es Räume (die Mondhütte, das rote Zelt) in dem sie auf reife und manchmal auch auf weise Frauen treffen, mit denen sie sich austauschen können und wo sie ernst genommen werden. Hier wird der Tag ihrer ersten Mondblutung gefeiert und die Weiblichkeit wird ihnen in all ihrer Pracht vorgelebt. Denn alle Frauen die sich hier treffen, lieben es Frauen zu sein. Es sind wahre Frauen, die nicht ihre Blutung und auch nicht ihre Hormonschwankungen unterdrücken, sondern sie als wertvolles Geschenk behandeln. Junge Frauen erfahren hier einen liebevollen Umgang mit ihrem weiblichen Körper und werden so zu selbstbewussten Frauen.
Welche Möglichkeiten junge Männer haben, kann ich nicht beurteilen, denn hier sind die Männer gefragt und ich kann euch Männern nur dringend empfehlen auch Räume für eure Jungs zu schaffen. In der frühen Menschheitsgeschichte wurden die jungen Männer als Initiationsritus zum erstenmal mit auf die Jagd genommen oder man hat ein Überlebenstraining in der Wildnis veranstaltet. Leider gibt es bei uns kaum noch Wildnis, aber überlegt euch, was ihr mit jungen Männern tun könntet. Fliegt gemeinsam in die Wüste etc. Die Bundeswehr ist im Grunde für junge Männer kein schlechter Ort, um Männlichkeit zu trainieren, aber zum einen werden Männer hier zum töten ausgebildet und das unterstütze ich überhaupt nicht und zum anderen gibt es heute ja auch schon Frauen hier. (die haben da nichts zu suchen, aber hier erkennt man eben die kranke Gesellschaft, denn Frauen die sich zum töten ausbilden lassen, agieren völlig konträr zu ihrem Prinzip)
Vielleicht wird es irgendwann möglich sein, unsere Jugendlichen nicht sich selbst zu überlassen und wir bringen sie wieder näher zu ihrer Natur zurück. Denn so wie wir unsere Kinder und Jugendlichen behandeln, so werden sie uns behandeln.
©Jutta Velten