Asperger Autismus und/oder HSP?

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  • Beitrag veröffentlicht:4. Juni 2019
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Ich bin hochsensibel und habe bei mir autistische Züge festgestellt, die mich zuerst erschreckt haben, bis ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt habe und dabei konnte ich einige sehr interessante neue Erkenntnisse gewinnen. Obwohl ich selbst in meiner ersten Ausbildung den Autismus und das Asperger Syndrom bei Kindern, als Unterrichtseinheit hatte, wusste ich viel zu wenig bzw. nur das was die Standart Meinungen über den Autismus und das Asperger Syndrom sind. Man weiß viel zu wenig über den Asperger Autismus im Erwachsenenalter und erst neuere Forschungen haben einen Zusammenhang mit der Hochsensibilität herausgefunden.

Ich habe eine Abschlussarbeit im Rahmen zur Fortbildung zum Autismustherapeuten, zum Thema „Das Asperger Syndrom: Die Situation erwachsener Betroffener“, gelesen und mich dort wieder gefunden. Besonders in den Interviews der Betroffenen, fand ich auffallend viele Paralellen. Die Forschung in Bezug auf Asperger Autismus (AS) steckt noch ebenso in den Kinderschuhen, wie die Forschung über Trisomie 21. Man stempelt diese Menschen als „Behinderte“ ab, weil sie anders „ticken“ wie die Masse und auch die Symptome werden zu einem Einheitsbrei, die nur auf die Mehrheit der Betroffenen zutrifft, aber keineswegs auf alle. In unserer medizinisch erforschten Gesellschaft, kommen immer öfter die Fehler und Versäumnisse dieser Forschung ans Licht. Da wird zum Beispiel eine Störung in der Empathiefähigkeit als ein Symptom bei AS genannt, was aber überhaupt nicht auf AS zutrifft, sondern ich denke, dass hier falsch interpretiert wurde. Gerade durch die hohe Empathiefähigkeit, müssen diese Menschen sich abkapseln. Ich kenne durch meine frühere Arbeit mit autistischen Kindern, durchaus welche, die sehr empathisch waren. Auch ich bin sehr emphatisch und wie sich jetzt vermuten lässt, ein Mensch mit einem AS und/oder HSP. Dass die ganzen Psychologen bei denen ich wegen meiner Kindheitstraumen war, das nicht entdeckt haben, ist der Tatsache geschuldet, dass es einfach zu wenig bekannt ist und man zu wenig darüber weiß.

Vielleicht sind alle Hochsensiblen, Asperger Autisten und wissen es gar nicht!? Es ist in unserer Gesellschaft äußerst wichtig eine „Krankheit“/ Andersartigkeit/Besonderheit benennen zu können, allein schon deshalb, dass einem ein bisschen Verständnis entgegengebracht wird und man sich nicht ständig für seine Andersartigkeit entschuldigen muss (obwohl das wenig besser wird) . Man muss heute selbst seine „Krankheiten“ diagnostizieren, besonders wenn es um solche geht, die man nicht messen (im Blut, im Urin, im Stuhl usw) und/oder man sie nicht in bildgebenden Verfahren ( Röntgenbild, MRT oder Sonographie) darstellen kann. Aber auch Besonderheiten wie die der Trisomie 21, die sichtbar ist, wurde lange Zeit falsch interpretiert, so dass man diese Menschen stigmatisiert hat. Zum Glück hat sich diesbezüglich schon einiges geändert. Beim Asperger Syndrom war der Fokus vor allem auf die Kindheit und die Entwicklung gelenkt und so nur dem Autismus, der in der Kindheit diagnostiziert wird, aber wie man heute weiß, sind viele Kinder Asperger Autisten gewesen, man hat es aber nicht erkannt. Es gibt auch viel zu wenige Psychologen und Psychiater die sich mit Autismus und Asperger Autismus auseinandersetzen und auskennen.

Menschen aus dem Autismus-Spektrum haben eine andere angeborene Wahrnehmung und Informationsverarbeitung, die viele von ihnen als Reizüberflutung erleben. Ob man Autisten wirklich als „behindert“ bezeichnen sollte, ist sehr umstritten, klar aber ist, dass Asperger Autisten nicht krank und auch nicht behindert sind. Manchmal wird der Asperger Autismus auch als “ oops, the wrong planet – Syndrom“ bezeichnet, da sich die Betroffenen fühlen, als wären sie auf dem falschen Planeten! Auch mir geht es so und ich spreche ständig darüber, dass ich mich wie auf dem falschen Planeten fühle und zur falschen Zeit am falschen Ort. Sehr oft fühle ich mich, als wäre ich durch die Zeit gereist und in einem Jahrhundert gelandet, in dem ich überhaupt nicht zurechtkomme. Wie oft würde ich am liebsten in einer Zeitmaschine in die Zeit reisen, aus der ich kommen könnte!

Gerade als im im Moordorf in den Lehmhütten saß, hatte ich mich wie zu Hause gefühlt. Sind vielleicht alle Asperger Autisten nicht nur hochsensibel, sondern auch aus einer anderen Zeit? Sind das AS und die HSP nur die Symptome einer nicht verstandenen Welt? Ich fühle mich ständig zum späten Mittelalter hingezogen und ich sauge wie ein Schwamm die Geschichten aus dieser langen Zeit auf. Ich verromantisiere auch keineswegs diese Zeit, aber gerade was die Reizüberflutung betrifft, die mich überfordert, sehne ich mich in die Ruhe auf dem Land, der damaligen Zeit zurück. Auch die einfache Leinenbekleidung der eher armen Bevölkerung, zieht mich an und ich würde am liebsten so herumlaufen. Man mag das jetzt als „irre“ bezeichnen, aber es gibt auch sehr viele Dinge aus dieser Zeit und die Zeit davor, die ich einfach weiß, ohne dass ich sie vorher gelesen oder gesehen hätte. Es ist ein Wissen aus meinem tiefsten Inneren, das mich oft selbst erstaunt.

Aber zurück zu AS. Wieschon erwähnt denke ich, dass man dieses Syndrom fast immer falsch interpretiert und diese Menschen besonders viel und tief empfinden und die Energien der anderen spüren, weil sie sehr sensible Antennen haben und alle noch so leise Schwingungen wahrnehmen können. Das Zurückziehen in das „Schneckenhaus“ dient einfach als Schutzmechanismus, der automatisch aktiviert wird, wenn die Energien zu stark sind und die Schwingungen einen fast umhauen. Mir haben mal zwei Heilpraktikerinnen unabhängig voneinander gesagt, dass sie vermuten meine sensiblen Antennen wären meine roten Haare. Rothaarigen sagt man eine besondere Sensibilität nach. Naja, ich weiß es nicht, aber ich habe zwei sehr sensible Tiere in meinem Tierkreiszeichen (Fische, Aszendent Krebs) die auch noch beide dem weiblichen sensiblen Wasser zugeordnet sind und ich dann auch noch rothaarig bin und deshalb vielleicht ein Asperger Syndrom habe? Auch ist es sehr auffällig, dass meine Haare innerhalb von Minuten, ja fast schon Sekunden die Gerüche wie Fett, Rauch usw. aus meiner unmittelbaren Umgebung aufnehmen. Ich fühle mich ständig unter Stress, sobald ich mit anderen Menschen zu tun haben. Ich bin nicht an „smalltalk“ interessiert, sondern brauche Menschen mit Tiefgang. Oft wird man dann als arrogant gehalten, dabei ist es nur die Andersartigkeit. Freunde findet man als Mensch mit AS und HSP sehr schwer, besonders weil die meisten Menschen keinen Tiefgang besitzen und nur an der Oberfläche schwimmen und weil andere nicht verstehen, dass man z.B. lieber Bücher liest, als auf Parties zu gehen. Schon als Jugendliche hielten mich meine Freunde für nicht normal, weil ich nicht mit in die Disco wollte, sondern lieber las. Damals hätten das meine Eltern, die beide täglich mit autistischen Kindern zu tun hatten, bemerken müssen, aber wenn man drin steckt, sieht man ja bekanntlich den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Ich habe es eben jetzt besonders schwer, mich in diesem System zu behaupten und muss dafür kämpfen, dass ich wegen meiner Andersartigkeit, meiner Besonderheit, eine adäquate Unterstützung hinsichtlich meines weiteren Lebens erhalte. Ich muss dafür kämpfen, nicht ins Abseits gedrängt zu werden, was man nämlich ständig versucht. Ich brauche nicht nur eine Arbeit mit der ich leben kann, sondern auch ein soziales Umfeld, das mich versteht. Wahrscheinlich ist es sogar so, dass das Asperger Syndrom durch die hormonelle Umstellung noch um einiges stärker wurde und damit habe ich gerade stark zu kämpfen. Es fällt mir immer schwerer mich unter Menschen zu begeben und wenn ich es dann doch tue, dann bin ich danach völlig erschöpft und wie leergepumpt. Dieses Phänomen fühlen anscheinend auch andere Menschen die hochsensibel sind bzw. das Asperger Syndrom oder beides haben. Vielleicht spürt ein Mensch mit AS auch noch mehr die „Energievampiere“ als andere Menschen?

Vor allem haben AS und hypersensible Menschen „Anpassungsstörungen“, ich bezweifle ja, dass das eine Störung ist, sondern bin der Ansicht, dass es völlig gesund ist, sich nicht an eine kranke Gesellschaft anzupassen. Sobald etwas aus der Norm fällt, wird es als „krank“ eingestuft, dabei ist es die „Norm“ die krank ist.

Die geniale Vera Birkenbihl war eine Frau mit dem Asperger Syndrom. Sie hatte sehr viele Fähigkeiten, besonders was Sprachen lernen betrifft. Jeder Mensch mit dem Asperger Syndrom, hat besondere und außergewöhnliche Fähigkeiten, aber diese unterscheiden sich, wie bei anderen Menschen auch. Der eine hat mehr kreative Begabungen, andere mehr im logischen denken und wieder andere sind Sprachbegabt.

Das Chamälion auf dem Foto wechselt seine Farbe, je nach Gefühlslage, wie praktisch wäre das für As und HSP, wenn sie durch ihre Färbung der Umwelt begreiflich machen könnten, wie sie sich gerade fühlen. Warscheinlich würde ein Chamälion mit AS und/oder HSP(highly sensitive person bzw. SPS ( Sensory Processing Sensitivity) ständig mit Warnfarben signalisieren, dass es ihm zu viel wird und er Abstand braucht, soähnlich wie das Chamälion auf dem Foto.

©JuttaVelten